Was Stress und Glaubenssätze mit Schmerz zu tun haben?
Schon gewusst? Überzeugungen und Glaubenssätze haben ein Ablaufdatum. Nur haben wir nie gelernt, darauf zu achten.
Abgelaufene Überzeugungen können dir schaden, auch in Bezug auf deinen Körper: Deine Schmerzwahrnehmung kann sich verstärken, wenn dir deine Überzeugung „Stress macht“. Das hat dir wahrscheinlich auch noch niemand gesagt.
Hier ist eine kurze Geschichte dazu:
Seit vielen Jahren verbringe ich fast immer einige Wochen des Jahres in Griechenland. Meist mit meiner Familie, manchmal auch mit Freunden.
Dieses Jahr besuchte mich mein Freund Tom, nachdem meine Familie abgereist war. Es ist Mitte Juli, eine Zeit, in der ich in der Regel wieder zuhause bin, weil es mir in Griechenland zu heiß wird. Aber Tom zuliebe bleibe ich noch.
Samstags gibt es einen Obst-und Gemüsemarkt in einem Städtchen im Süden, das etwa 50 Kilometer entfernt liegt: Areopolis.
Wir mieten einen kleinen Wagen, um dorthin zu fahren. Das Auto ist wirklich klein; fast macht es manchmal den Eindruck, es könne das Auf und Ab der kurvigen Küstenstraße nicht meistern. Aber es ist tapfer, und nach einer Stunde sind wir am Ziel: Der Markt.
Wir schlendern durch Pfirsiche, Kirschen, Aprikosen, Tomaten, Orangen, Oregano, Thymian … und erstehen hier und dort kleine Mengen davon. Wundern uns über das Wenige, das uns dafür an Geld abgenommen wird. Eine Zwiebel wird mir einfach geschenkt: So wenig, wie sie kosten würde, lohnt sich der Aufwand des Abwiegens nicht einmal.
Am Ende ist es früher Nachmittag, die Sonne brennt, kein Lüftchen weht. Wir suchen unser Auto, finden es und können die ersten Minuten nicht einsteigen, so heiß ist es innen.
Dann fahren wir mit geöffneten Fenstern los, in der Hoffnung, dass die Klimaanlage schnell anspringt und uns rettet.
Tom ist am Steuer, ich nestle mit meinem Telefon herum, weil ich die wunderschöne Küstenfahrt fotografieren möchte.
Nachdem wir einige Zeit gefahren sind, kommt mir die Landschaft merkwürdig vor: Wir sind falsch. Hier ist keine Küste zu sehen.
„Tom“, frage ich, „bist du sicher, dass wir richtig sind? Wir fahren nicht der Küste entlang.“ Wir befanden uns inmitten karger Landschaft, nirgends ein Ort zu sehen.
„Natürlich! Ich bin immer geradeaus gefahren!“ (Die bessere Antwort wäre gewesen: „Ich weiß es nicht“. Aber das ist ein neues Thema)
Das genau war das Problem. Ich hatte nicht aufgepasst. Direkt an der Stadtgrenze hätten wir links abbiegen müssen.
Ich bitte also Tom, anzuhalten, und zurückzufahren. Das geschieht noch einigermaßen stressfrei.
Doch dann ertönt ein „Pling!“ und im Display des kleinen Autos erscheint ein gelbes Symbol mit einem Ausrufezeichen in der Mitte.
Tom hält sofort an. „Was ist das? Was bedeutet das?“ Sein Stresslevel steigt sichtbar an.
„Lass mich sehen“, bitte ich. „Das Symbol kenne ich von meinem Auto. Das bedeutet, dass der Reifendruck nicht mehr stimmt. Das ist nicht schlimm, wenn wir zurück sind, korrigieren wir das“.
Toms Stresslevel ist weiter gestiegen. „Woher willst du das wissen? Das kann überhaupt nicht sein.“
„Warum kann das nicht sein?“ Toms Aussage erstaunt mich dann doch. Er kennt das Symbol nicht, ich weiß, was es bedeutet, aber das kann nicht sein?
Und hier ist Toms Begründung: „Weil so ein kleines Auto niemals eine elektronische Fehleranzeige für fehlenden Reifendruck haben kann.“
Also fährt er zurück nach Areopolis, ständig in Angst, dass das Auto mitten in Griechenland bei brütender Hitze stehen bleiben würde und wir niemals mehr zurückkommen.
In der Stadt findet er eine Tankstelle, dort warten wir eine Stunde auf den Mann, der uns helfen kann. Es ist immer noch sehr, sehr heiß.
Endlich kommt unser Retter. Er setzt sich ins Auto, schaut auf das Display, springt wieder raus und sagt: „Das ist kein Problem, der Reifendruck stimmt nicht!“
Der Retter korrigiert den Reifendruck, ich gebe ihm dafür fünf Euro.
Dann setzen wir uns wieder in unser kleines Auto, biegen am Stadtrand links ab und fahren die Küstenstraße zurück an unseren Urlaubsort.
Die Erkenntnis:
Überzeugungen sollten immer zuerst einmal hinterfragt werden.
Bevor du auf etwas automatisch RE-AGIERST, ist es immer besser zunächst tief ein- und wieder auszuatmen.
Mach das gerne zwei, dreimal, bis du dich in einem „neutralen“ Zustand befindest. Ohne Herzklopfen, ohne Stress.
Jetzt denke. Denn erst jetzt kannst du überhaupt denken. Wenn du einfach nur RE-AGIERST, bist du das Opfer deines Gehirns, das Opfer deiner veralteten Überzeugung.
Überlege bewusst, was du machen willst. Und dann AGIERE. Jetzt bist du der Macher, und nicht mehr das Opfer.
Jetzt hast du keinen Stress mehr.
Stress sorgt dafür, dass die Stresshormone Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet werden. Dieser Hormoncocktail sorgt dafür, dass du unter anderem jeden Schmerz stärker wahrnimmst.
Schmerz wiederum ist für deinen Körper Stress. Er schüttet deshalb vermehrt Stresshormone aus, die dafür sorgen, dass du deinen Schmerz stärker wahrnimmst … und so weiter …
Deshalb beginne am besten gleich jetzt, deine Glaubenssätze nach deren Aktualität zu durchforsten. Es lohnt sich!