Wie deine Laune deinem Körper schaden kann
Vielleicht weißt du bereits, dass schlechte Laune deinem Körper schadet? Wenn das so ist, kannst du natürlich bewusst beschließen, schlechte Laune zu haben. Schließlich kannst du selbst entscheiden, ob du Stresshormone im Blut haben möchtest, oder nicht.
Was du aber bestimmt nicht weißt, ist, dass du damit auch deinem Umfeld schadest. Denn schlechte Laune ist besonders ansteckend.
Als ich neulich meinen Freund Tom bat, mir bei Videoaufnahmen (mit meinem Handy) für meine Kunden behilflich zu sein, bekam ich eine Gratisvorstellung davon, was schlechte Laune anrichten kann. Frühmorgens ist das Licht für Foto-oder Videoaufnahmen am besten. Also starten wir unser Vorhaben um 6:00 Uhr. Tom ist kein Frühaufsteher, aber für mich macht er eine Ausnahme. Wir sind in Griechenland, die Grillen zirpen bereits, das Meer liegt flach im Dunst der aufgehenden Sonne. Es riecht herrlich nach Thymian, Salbei und Oregano. Die Luft ist noch angenehm kühl, bevor sie später von der Sonne aufgeheizt werden wird.
Ich treffe Tom mit hängenden Schultern, schmalem Mund und nach unten gezogenen Mundwinkeln. Auf mein fröhliches „Guten Morgen!“ ernte ich nur ein unverständliches Gemurmel. Schweigend gehen wir nebeneinanderher. Hie und da presst sich abwechselnd ein Stöhnen oder Seufzen aus seinem Mund.
Er vermittelt mir ein Gefühl, als ob ich ihn zur Schlachtbank führen wollte.
Unser gemeinsamer Weg dauert genau sechs Minuten, bis wir an dem Platz ankommen, den ich für die Aufnahmen ausgesucht hatte. Um Toms Laune nicht noch weiter zu verschlechtern, machte ich den Mikrofontest während wir gehen. Ich bin bereits nervös und will Toms Zeit so wenig wie möglich beanspruchen. Und ich bemerke eine leichte Übelkeit. Gehe in Gedanken durch, was ich am Abend vorher gegessen habe. Stelle erleichtert fest, dass nichts Gefährliches dabei gewesen ist.
Am Aufnahmeort angekommen bitte ich um Unterstützung bei der Auswahl des Hintergrundes. „Is doch egal“ ist die Antwort. Tom sieht schrecklich aus und meine Gefühlswelt wechselt zwischen Wut, Unverständnis und schlechtem Gewissen.
Also suche ich einen Ort aus und gebe Tom mein Telefon in die Hand. „Du musst nur auf den roten Knopf drücken und dafür sorgen, dass man mich ganz sieht.“ Keine Reaktion, Tom hält das Telefon hoch. Ich habe Bauchschmerzen und wir nehmen das erste Video auf: Dauer 44 Sekunden. Das zweite gleich hinterher: 58 Sekunden.
Dann Toms erste Reaktion: „Sag mal, wie lange dauert denn das?“ Die Tonart seiner Stimme ist ärgerlich.
„In weniger als einer Stunde sind wir fertig“, antwortete ich so sanft wie möglich.
„So lange kann ich aber nicht hier stehen, das sag ich dir gleich!“ Auf diesen Vorwurf antworte ich nicht. Meine Übelkeit wird stärker, mein Bauch grummelt.
„Kann ich mich nicht setzen?“ Ich schüttle nur den Kopf. Ich muss zurück und in die Nähe einer Toilette.
„Lass uns gehen, ich mache das ein anderes Mal. Mir ist nicht gut“, sage ich, und Tom hält mir erleichtert mein Telefon hin. Es ist noch nicht einmal halb sieben.
Wir gehen zurück, wie wir gekommen sind. Tom mit hängenden Schultern und nach jedem dritten Schritt ein Ächzen oder Stöhnen.
Mir ist schlecht. Ich zittere ein wenig. „Was ist mit dir?“ fragt Tom. „Mir ist nicht gut“ antworte ich.
„Das kommt vom frühen Aufstehen“, meint Tom. Schließlich ist es eigentlich erst halb sechs. Fragend sehe ich ihn an, und verstehe: In Griechenland ist eine Stunde Zeitverschiebung.